KS7: Peter Mayr

Kunst, was ist so etwas oder was kann das sein? Manhattan von oben? Flugzeugaufnahmen aus der Höhe über Mustern von Grundstücken, Fliegerphotographie von Archäologien, an denen Däniken Spass hätte? Textile, zusammengefaltet wie das Betttuch Christi in Turin? Vernebelte Ingenieurzeichnungen mit Zahnräderspass, aber über fetischhafter Haut konstruiert statt auf keimfreien Bildschirmen?

Sicherlich hat all die Petrmayr-Kunst mit Planungen von Labyrinthen zu tun: wo ja „Labyrinth“ die Berechenbarkeit und die sich der Berechenbarkeit entziehende Unberechenbarkeit unserer Heutewelt zum Bildgedanken hat. Mir scheint Mayr ein Ingenieur ohne Lineal. Einer, der die Welt durchröntgen und Nebelhaftes infrarot durchleuchten will, wie Nachtphotographie die Bombardierung Bagdads oder Belgrads. Mayr, wie alle Ingenieure ist er Dädalus, der den Labyrinthen berechnend entkommen will. Aber dann verläßt er plötzlich die Pathoslosigkeit, Frigidität des reinen Ingenieurs, wirft sich den Unklarheiten an den Hals und riskiert Dädalus zu werden; total verliebt in alles Unberechenbare gibt er die ingenieurhafte Klarheit seiner konstruktiven Methoden auf und tätschelt den schwelenden Rauch des Chaos. Wirklich liebt er Sfumato mehr als Linien und Lineale.

Villa Romana Florenz, Februar 2000 Commendatore Joachim Burmeister

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