KS7: Astrid Hörr-Mann

Zunächst Bauzeichnerin, weitere Berufsausbildung zur Scheibentöpferin und Keramikbildhauerin. Anschließend eigenes Keramik-Atelier, parallel Akt- und Portraitzeichnen. Weiterentwicklung in kunsttherapeutischen Methoden mündete in Ausbildung zur Heilpraktikerin/Psychotherapie. Durchgehend Acrylmalerei. Ab 2010 auch japanische Tuschekunst Hitsuzendo, Ausgangspunkt für das „ENSO-Projekt“. Seit 2014 zudem Silberschmieden und Metall-Objekte. Werkstatt-Atelier in Niedernhausen. Aktuell: Objekte und Assemblagen.

…alles kreist: von der Tusche zum Metall

Der Kreis, ursprünglichstes Symbol in allen Kulturen, allgemeinste Form der Natur, steht für Vollkommenheit, Kreislauf, Unendlichkeit, Schöpfung, Ganzheit, Kosmos, Perfektion. Das Enso (jap.; dt.: Kreis) ist ein klassisches Zen-Symbol. Den Kreis mit Pinsel und Tusche in konzentrierter Sammlung auf Papier zu bringen, spiegelt die Verfassung des Ausführenden. Der Kreis kann niemals perfekt gelingen, wenn er frei mit dem Pinsel ausgeführt wird. So ist er Sinnbild für das Leben und das ständige Bemühen um unerreichbare Perfektion.

Die Vollendung kann im Leben nur der Tod sein: alles Lebendige und alles vom Lebendigen ausgehende ist vergänglich und „nicht-perfekt“. Die Beschäftigung mit diesem Thema treibt mich an zur Arbeit mit dem Enso: Es zeigt sich die Unmöglichkeit des Perfekten – jeder Versuch, den „vollendeten“ Kreis zu schaffen, endet im Loslassen dieser Idee.Aus seinem ursprünglichen Kontext habe ich das Enso befreit und nutze es zur Interpretation existentieller Themen. In Verbindung mit der „Unerreichbarkeit der Perfektion“ leiten mich die Fragen:

Wie erreichbar ist die Freiheit? Gibt es eine Freiheit von Raum und Zeit?

In meiner aktuellen Arbeit ist Metall ein wichtiger Werkstoff geworden: Kupfer und Messing werden geschmiedet und auf Leinwand montiert. Auch Stacheldraht und Rattenfallen werden in meinen Assemblagen verwendet: die Dreidimensionalität ist mein bevorzugtes Medium. Mein Thema ist der Ausbruchsversuch aus dem Raum-Zeit-Gefängnis, in dem wir uns befinden, und welches uns auch alle verbindet.

Auszug aus einer Rezension von Dr. Andrea Liebers: „Die Bild-Montagen und Objekte von Astrid Hörr-Mann sind meditativ und dynamisch zugleich. Sie kommunizieren mit dem Betrachter, stellen eine Verbindung mit ihm her, um ihn dann in eine geheimnisvolle Stille einzuladen, in der die Begegnung mit dem Sein hinter den Dingen, dem noch nicht mit Worten Belegten, stattfinden kann.“

astrid@hoerr-mann.de
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