Peter Baric – Der Rhythmus der Struktur
In seinen aktuellen Arbeiten verwendet Peter Baric vor allem dünne Holzstäbchen verschiedener Länge. Das Material wird parallel auf den Bildträger gereiht und anschließend mit Ölpastellkreiden malerisch behandelt, indem der Künstler das Malmaterial mit seinen bloßen Fingern verreibt, gemischt mit Acryllack und einem dünnen Transparentlack als Lasurfinish.Der Künstler favorisiert meist das quadratische Format, um den abstrakten Eigenwert des Kunstwerks zu steigern. Dieser autonome Aspekt wird zusätzlich durch den monochromen Farbcharakter der Bilder intensiviert. Das gleichmäßige Reiben der Ölpastellkreide auf den applizierten Holzstäbchen reduziert jeglichen persönlichen Duktus, jegliche auktoriale Geste des Expressiven. Der Künstler nimmt sich zurück in seinem Spuren-Hinterlassen als authentischer Maler, sondern ist mehr ein Bildermacher mit einer be- stimmten Rezeptur, einem konkreten Programm.
Diese Strategie ist zutiefst der Avantgardemalerei verbunden, von Malewitsch, Rodtschenko, über Ad Reinhardt, der Zero-Gruppe oder Robert Ryman. Das Bild ist kein abstrahiertes Fenster der gesehenen Wirklichkeit, kein Raster für Kompositionen und eben auch kein Feld für performative Entladungen des Malers. Eine Ökonomisierung und Minimalisierung der Mittel und Formen tritt ein. Diese konkrete Qualität, dieser Purismus ist jedoch keineswegs asketisch, nüchtern, cool, sondern bringt durchwegs emotionale Impulse mit sich. So ist Malewitschs Schwarzes Quadrat nicht nur ein formaler, radikaler Hochseilakt der abstrakten Malerei gewesen, sondern auch ein Bild, das Empfindungen impliziert. Malewitsch sah ja das Werk als moderne Ikone unserer Zeit an. Auch Yves Klein beabsichtigte spirituelle Räumlichkeit mit seinen blauen monochromen Bildern, abseits der realen Raumwahrnehmung, oder Arnulf Reiner sah in den dunk- len Übermalungen eine Metapher für das stille, sprachlose Gebet. Baric geht es um ein inneres Gleich- gewicht der Bilder in ihrer Wirkung, deren formale Balance als Basis dafür fungiert. Parallele Streifen, quadratisches Format, Kreis im Quadrat, einheitliche Farbgebung verstärken diesen Aspekt. Im horizontalen Zustand beginnen die Streifenbilder Geschwindigkeit aufzunehmen, dynamische Licht-Schattenwerte ent- stehen. Im vertikalen Zustand wird ein Aufsteigen, bzw. ein Hinabfließen sichtbar gemacht. Die Bilder wir- ken wie ein gewählter Ausschnitt aus einem nicht fassbar größerem Ganzen, wie ein Filmkader einer ab- strakten Bewegung ohne Anfang und Ende. In seinen aktuellsten Arbeiten operiert Baric nun mit intensiverer Farbigkeit wie Blau und Grün, tendiert aber dennoch die Bildfläche gleichmäßig zu behandeln.
Florian Steininger
Curator , BA Kunstforum Vienna
April 2012
Website: http://www.peter-baric.com/