KS7: Sergej POPOLSIN

1964 Geboren im Bezirk Chabarowsk, Ferner Osten der ehem. UdSSR
1983 – 89 Studium an der Kunstfachschule in Irkutsk am Baikal-See, RF
1984 – 86 Militärdienst in der Sowjetischen Armee
1990 Vollständiger Verlust des Sehvermögens durch ein Schädeltrauma nach einem Selbstmordversuch.

Eingehüllt von einer schwarzen und undurchdringlichen Dunkelheit war ich in dieser neuen Situation gezwungen, meine künstlerischen Fähigkeiten an meine physischen Möglichkeiten anzupassen.

Den gesamten Arbeitsablauf für ein Bild muss ich nun vom ersten bis zum letzten Pinselstrich durchdenken, alle Vorskizzen und Entwürfe im Kopf machen und für diese Arbeit meine Vorstellungskraft zwingen, das Bild nicht wieder zu „verlieren“.

Um mich ohne Probleme im Raum meines Bildes orientieren und mehrmals zu einer bestimmten Einzelheit zurückkehren zu können, stecke ich, je nach Bildinhalt, in einzelne, genau durchdachte Kompositionspunkte lange, dünne Nadeln. Damit ich meine Ölfarben nicht verwechsle und um völlig auf mich gestellt malen zu können, mache ich mit einem Messer in die Tubenverschlüsse verschieden geformte Einkerbungen, die ich dann mit den Fingern leicht wieder ablesen kann.

Damals, als ich das Augenlicht verloren habe, ist mir sehr bald klar geworden, dass es eigentlich für jeden Künstler wichtig ist, das Sehen zu lernen und nicht einfach nur zu schauen, und …dafür braucht man nicht unbedingt die Augen!

Die an und für sich einfache Wahrheit habe ich erst damals begriffen: für jede seiner  Handlungen, für alle seine Gedanken und Worte hat der Mensch vor der Ewigkeit und vor
sich selbst Rede und Antwort zu stehen; es ist einfach unmöglich, sich in unserem Universum spurlos aufzulösen.

1993 Das Zentrale Studio für Dokumentarfilme in Moskau dreht den Film „Über den Irkutsker Maler Sergej Popolsin“, Regisseur: Alexander Mikrikow
1995 Aufnahme in den Künstlerverband der Russischen Föderation
1996 Übersiedlung nach Österreich

Leinwand und Ölfarben besorge ich mir weiterhin in Russland, da mir nur die Verwendung der aus meiner Studienzeit vertrauten Farben das sichere Gefühl gibt, sie im richtigen Verhältnis zu mischen und dadurch das für mein Bild notwendige Farbgamma auswählen zu können.

2006 Aufnahme in den Künstlerverband „Società Promotrice delle Belle Arti“, Turin / Italien

s.popolsin@chello.at
popolsin.com