KS7: Elke Boll

Fremd und doch real

Realität beschreibt eine objektiv wahre Aussage. Wirklichkeit, abgeleitet von „wirken“, weist auf ein Handeln einer Person hin. Daher wird eine objektive Realität erst durch das eigene Wissen zur subjektiven Wirklichkeit.

Ich beschäftige mich in diesem Zusammenhang mit der Wahrnehmung verfremdeter Fotografien. Ein Motiv aus Technik oder Natur fragmentiere und collagiere ich digital so, dass Bekanntes und Vertrautes unerwartet und unbegreiflich erscheint. Reale Bildelemente sind als Details zu erkennen, obwohl die Bildräume oder –Strukturen der digitalen Fotomontagen in keiner realen Welt existieren. Andere Motive werden auf die minimale Farbinformation reduziert, die zur vollkommenen Abstraktion führt, obwohl jede Farbinformation bereits auf den Originalfoto enthalten ist.

In Zeiten der digitalen Bilderflut ist es mein Anliegen den Wahrnehmungsprozess, der nach Victor Šklovskij ein Ziel an sich in der Kunst ist, wieder zu schulen und zu verlängern. Daher erschwere ich die Wahrnehmung der ursprünglichen Bildinhalte, stelle die Sehweise des Betrachters in Frage und steigere das Interesse an meinen Bildern. Nur so kann Kunst zu einem Gedanken werden, der in den Köpfen der Menschen eine Spur hinterlässt.

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